Die Geschichte der Ragdoll
von Claudia & Joe Ley
Jede Katzenrasse hat eine Entstehungsgeschichte, so auch die bezaubernde blauäugige Maskenkatze Ragdoll. Diese Semi- oder Halblanghaarkatze kommt ursprünglich aus dem sonnigen Kalifornien und wurde Anfang der 60iger Jahre von Ann Baker zum ersten Mal gezüchtet.
Eine Nachbarin von ihr besaß eine weiße angoraähnliche Katze, die auf den Namen Josephine hörte. Sie war Freigänger und weil sie nicht kastriert war, hatte sie hin und wieder einen Wurf.
Eines Tages - Josephine war tragend - wurde sie angefahren und schwer verletzt. Sie und ihre noch ungeborenen Babies überlebten den Unfall und Josephine gebar trotzdem einen gesunden Wurf.
Ann Baker war von den Kitten sehr angetan, weil sie halblanges Fell und blaue Augen hatten. Sie bemerkte auch, dass die Katzenkinder größer und in ihrem Charakter lieber waren, als die Babies, die Josephine zuvor geboren hatte. Deshalb fragte Ann Baker ihre Nachbarin, ob sie Kätzchen aus diesem Wurf haben könnte. Mit diesen Kätzchen, einem angeblich birmaähnlich gezeichneten Kater und weiteren nicht näher bekannten Katzen, baute Ann Baker nun eine Linienzucht auf, um auf diese Weise eine neue Katzenrasse zu schaffen.
Auf Grund einer besonderen Eigenschaft - nämlich der, dass sich die Nachkommen von Josephine schlaff hängen ließen, wenn man sie hochnahm - gab Ann Baker ihrer "neu geschaffenen Rasse" den Namen Ragdoll. Übersetzt aus dem amerikanischen bedeutet Ragdoll soviel wie "Lumpenpuppe/Stoffpuppe". Das sind Puppen die ausschließlich aus Stoffresten hergestellt werden, daher sehr weich und anschmiegsam sind und sich deshalb sehr angenehm anfühlen.
Hat eine Ragdollkatze einmal Vertrauen zu ihrem Besitzer gefasst, kann sie sich, wenn sie will, wirklich wie eine "Stoffpuppe", völlig entspannt und schlaff, in die Arme ihres menschlichen Begleiters kuscheln. Allerdings nur, wenn ihr der Sinn danach steht. Dieses entspannte Verhalten zeigen aber andere Katzen ebenfalls, wenn sie sich wohl fühlen und somit kann es wohl nicht als einzigartiges Rassemerkmal - wie Ann Baker es bezeichnete - angesehen werden.
Leider züchtete die Gründerin nicht aus reiner Tierliebe, sondern versuchte die Ragdoll in der Folgezeit noch kommerziell für sich zu vermarkten. Um die Aufmerksamkeit der damals noch völlig unbekannten Katzenrasse stärker auf sie zu lenken, warb Ann Baker damit, dass alle Ragdolls absolut schmerzunempfindlich und bewegungsbehindert wären. Sie stellte Zuchtrichtlinien auf, dass alle Ragdollzüchter die Linienzucht in ihrem Sinne weiterbetreiben mussten, dass Verpaarungen nur mit ihrer Zustimmung gemacht werden durften und dass die Ragdollzüchter sie in Kenntnis setzen mussten, an wen ein Jungtier verkauft wurde. Sie schreckte auch davor nicht zurück, den Namen Ragdoll bei einem amerikanischen Patentamt auf ihren Namen registrieren und urheberrechtlich schützen zu lassen. Dies bedeutete, dass sie - unabhängig vom Aussehen - jeder Katze, die in ihrem Zwinger geborenen wurde, den Namen Ragdoll geben konnte. Auch forderte sie von jedem Ragdollzüchter eine Provision für jede verkaufte Ragdoll.
Zum Glück der Rasse gab es Züchter, die bei dieser Sache nicht mitspielten. Darunter auch Laura und Denny Dayton, sowie Georgann und Dave Chambers. Sie hatten sich bereits von Ann Baker gelöst und mit ihren Ragdollkatzen weitergezüchtet, ehe Ann Baker den Namen Ragdoll hatte patentieren lassen. Sehr zum Leidwesen von Ann Baker war es ihnen deshalb auch erlaubt den Namen Ragdoll offiziell weiter zu verwenden.
Die beiden vorgenannten Züchterfamilien sind in Ragdollkreisen wohl die bekanntesten USA-Anfangszüchter, die mit der Ragdollzucht wirklich erfolgreich und ohne Verbreitung von publicityträchtigen Schauergeschichten weiterarbeiteten und die Ragdollrasse konsequent in ihrer Ursprungsform - in den Farben seal, blue, chocolate und lilac und den Zeichnungsvarianten Mitted, Colourpoint und Bicolour - weiterzüchteten. Ihre Zwingernamen sind Blossom-Time und Ragnarok. Man findet sie in zahlreichen Ragdollstammbäumen. Heute sind viele der Meinung, dass die Ragdollzüchter, die sich damals von Ann Baker lossagten, die Rasse Ragdoll zu dem gemacht haben, wie man sie heute kennt.